
Es ist noch gar nicht lange her, da war der TSV 1860 München Letzter der Drittliga-Heimtabelle, und wenig überraschend schlugen diese gehemmten Auftritte arg auf die Stimmung der stolzen Fans. Kein Wunder, dass sie nun umgekehrt auf Giesings Höhen den Höhenflug feiern wie ein Volksfest: Am Mittwochabend gelang gegen den SV Sandhausen der vierte Heimsieg in Serie, und nach dem 2:0 (2:0) hat die Mannschaft auch in der Gesamttabelle immer weniger mit dem unteren Ende zu tun.
Trainer Patrick Glöckner hat offensichtlich vieles richtig gemacht, seitdem er die Löwen übernommen hat. Aber selbst dieser erfolgreiche Trainer kann nicht immer richtig liegen. Vor dem Spiel gegen den SV Sandhausen hatte er gesagt: „Es ist das schwerste Spiel der Saison.“ Er konnte nicht ahnen, dass seine wiedererstarkte Mannschaft diesmal schon nach 24 Sekunden zum ersten Mal jubeln würde. Ähnlich wie schon gegen Energie Cottbus (5:1) spielte Sechzig vom Anpfiff weg schnörkellos nach vorn, der Ball landete beim seit Wochen überragenden Tunay Deniz, und dessen Flanke auf dem Kopf von Patrick Hobsch. Der Ball zappelte gut sichtbar im Netz, der Treffer war also in keinster Weise anzuzweifeln. Überhaupt gab es diesmal keine Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns, die länger hätten diskutiert werden müssen.
Die kleine gelbe Werbebande, die am vergangenen Samstag gegen Cottbus in der vierten Spielminute dem Assistenten den Blick auf den Ball genommen haben soll, stand diesmal auf der anderen Seite des Tores. Eine offensichtliche Reaktion auf die krasse Fehlentscheidung in jenem Spiel, die am Ende keine Folgen hatte.

:Wenigstens ein VAR light für die dritte Liga?
In der dritten Liga häuft sich die Kritik an Schiedsrichtern. Ein vollumfänglicher Video-Assistent dürfte aus Kostengründen nicht kommen – aber vielleicht zumindest die Torlinientechnik? 1860-Geschäftsführer Werner positioniert sich klar.
Frühe Tore waren auch unter Glöckner bislang alles andere als eine Spezialität der Sechziger, positiv aufgefallen war in den vergangenen Monaten eher, dass sie Spiele noch drehen konnten. Zurzeit kann es ihnen aber nicht schnell genug gehen.
Schon in Spielminute zwei hatte Soichiro Kozuki den zweiten Treffer auf dem Fuß. Ganz so schnell ging es aber dann doch nicht – zehn lange Minuten mussten die Fans auf das 2:0 warten. Dickson Abiama bediente mit einer gut getimten Kopfball-Vorlage Julian Guttau, der traf mit einem strammen Schuss ins ferne Eck. Schwer machten es sich die Löwen im Anschluss eher selbst. Nach den frühen Toren plätscherte die Partie ein wenig dahin, über den Ballbesitz fand Sandhausen ins Spiel, allerdings lange Zeit ohne klare Abschlüsse.
Sechzig trat mit einer gewissen Risikofreude auf, gar nicht mehr wie ein Abstiegskämpfer
Nach der Pause entwickelte sich das Spiel zu einem offenen Schlagabtausch, mit einem Kopfball des Sandhausens David Otto an den Pfosten (47.) oder einem Kopfball von Abiama, den SV-Keeper David Richter spektakulär über die Latte lenkte (65.). Oder mit einem 25-Meter-Freistoß von Deniz, der knapp am Tor vorbeistrich. Immer öfter kam aber auch Sandhausen, das nach dem Rücktritt von Kenan Kocak am vergangenen Wochenende von einer Interims-Doppelspitze gecoacht wird, zum Torabschluss – mehrmals ging ein Raunen durchs Stadion, wenn die Gäste wieder einmal gefährlich vors Tor kamen. Möglich war das aber auch, weil Sechzig gar nicht mehr so vorsichtig auftrat wie ein Abstiegskämpfer, sondern mit einer gewissen Risikofreude.
Vorentscheidend absetzen konnte sich Sechzig allerdings auch wieder nicht, weil am Mittwochabend auch Verfolger wie Rot-Weiss Essen (1:0 in Cottbus) oder Borussia Dortmund II (1:0 in Verl) auswärts punkteten. Am kommenden Sonntag haben die Löwen aber die Möglichkeit, bei Waldhof Mannheim, aktuell auf dem ersten Nichtabsteiger-Platz, für klare Verhältnisse zu sorgen.