Bayer 04 Leverkusen – SC Freiburg 5:1 (1:0), Tore: 1:0, 3:1, 4:1 und 5:1 Patrik Schick (45.+1, 67., 74. und 77.), 2:0 Florian Wirtz (51.), 2:1 Vincenzo Grifo (55.)
Einen Elfmeter zu verschießen und trotzdem noch vor einem Vier-Tore-Stürmer der auffälligste Mann des Spiels zu sein, das muss man erst mal schaffen. Aber für Florian Wirtz gelten schon lange nicht mehr die Maßstäbe gewöhnlicher Kicker, und falls der 21-Jährige im Sommer den Verein wechseln wollen würde, hat er seine sowieso schon exorbitante Ablöse mit diesem Auftritt nochmals gesteigert.
Nach 24 Minuten stoppte Freiburgs Lukas Kübler den Nationalspieler mit einem Tritt auf die Wade, für den Schiedsrichter Tobias Stieler auch mehr als die gelbe Karte hätte ziehen können. Kurz danach nahm Wirtz einen langen Ball von Jonathan Tah so perfekt mit, dass Ritsu Doan mit der Zweikampfführung überfordert war und ihn nur noch foulen konnte. Den anschließenden Elfmeter verschoss Wirtz allerdings. Doch noch vor der Halbzeit spielte er Patrik Schick einen Pass exakt in den Lauf, der Tscheche erzielte sein erstes von vier Toren mit einem eleganten Lupfer. Nach der Pause war es Wirtz selbst, der den armen Lucas Höler auf engem Raum auswackelte und ins kurze Eck traf. Auch die beiden nächsten Treffer von Schick bereitete der Mann mit den tiefhängenden Stutzen und den kleinen Schienbeinschonern mit präzisen Pässen vor. Allein beim 5:1 war er nicht beteiligt, da traf Schick nach einer Ecke von Grimaldo. Vincenzo Grifo hatte Freiburg nur ganz kurz hoffen lassen.
Die Gala von Wirtz und Schick hält Leverkusen in Reichweite des FC Bayern. Nach den Niederlagen von Frankfurt und Leipzig ist Xabi Alonso der letzte verbleibende Jäger der Münchner.
Eintracht Frankfurt – FSV Mainz 05 1:3 (0:2), Tore: 0:1 Kaua Santos (15., Eigentor), 0:2 und 0:3 Paul Nebel (27., 58.), 1:3 Rasmus Kristensen (75.)
Ganz wird Tomislav Piplica seinen Platz nicht räumen müssen im Kabinett der skurrilsten Eigentore, aber der einstige Torhüter von Energie Cottbus hat seit diesem Bundesligasamstag starke Konkurrenz durch Frankfurts Keeper Kauã Santos. Der Brasilianer, gegen Mainz 05 im Tor für den erkrankten Kevin Trapp (und ausgestattet mit der Referenz einiger starker Auftritte zuletzt), spielte Mitspieler Ellyes Skhiri so schlampig an, dass dessen Klärung als Bogenlampe aufs eigene Tor segelte. Statt den Ball anzustarren und mit Kopf ins eigene Tor zu lenken wie einst Piplica, rasten in Kauãs Kopf offenbar die Gedanken, was er mit diesem krummen Ding anstellen sollte – fangen und eine Sanktion riskieren, nach einem Rückpass? Wegfausten? Weggucken? Es wurde eine Mischung aus allem: Der Ball prallte von Kauãs Arm gegen die Latte, von dort wieder gegen den Arm des Torhüters – und ins Tor.
Die Szene passte zu einer Eintracht, die gerade selbst nicht so recht zu wissen scheint, weshalb sie seit nun fünf Pflichtspielen nicht mehr gewonnen hat. Die Schüsse der Frankfurter tröpfelten auf die Latte und von dort ins Aus, sie spielten eine Stunde in Überzahl, weil Mainz’ Kapitän Nadiem Amiri Frankfurts Arthur Theate die Stollen rot-würdig in den Knöchel gerammt hatte. Und trotzdem war es Paul Nebel, der noch zweimal traf für Mainz – einmal, weil Frankfurts Robin Koch Nebels Schuss abfälschte, dann, weil Kauã Santos einen Pass ins Nichts spielte, der Mainz den dritten Treffer ermöglichte. Frankfurt machte aus 34 (!) Schüssen letztlich einen Treffer durch Rasmus Kristensen. Und Mainz? Springt in der Tabelle vorerst auf Rang fünf, zwei Punkte hinter der drittplatzierten Eintracht.
VfB Stuttgart – FC St. Pauli 0:1 (0:1), Tor: 0:1 Johannes Eggestein (21.)
Es sind diese Spiele, die Sebastian Hoeneß fürchtet wie keine anderen, vor der Partie gegen Kiel hatte er das schon einmal ausgeführt. Zu Hause gegen einen Aufsteiger, da fluten die Stresshormone den Körper des Stuttgarter Trainers. Aufsteiger stellen sich eklig hinten rein und wollen es dem Champions-League-Teilnehmer zeigen. Stuttgarts Spieler wiederum, die dieses Jahr schon Juventus Turin geschlagen haben, nehmen so einen FC St. Pauli nicht mehr so ernst wie früher, vielleicht auch nur unbewusst. Allein das sind zwei Zutaten des Misserfolgs.
Hoeneß wird sich jedenfalls nicht damit trösten, dass er wieder einmal recht hatte. Johannes Eggestein erzielte nach dem vermutlich ersten Fehlpass des Jahres von Angelo Stiller das Tor des Tages. Der VfB hatte danach Chance, um Chance, um Chance, um Chance. Zur Halbzeit notierte die Statistik 12:4 Schüsse, Nick Woltemade und Enzo Millot hätten wenigstens einmal erfolgreich sein müssen. Maxi Mittelstädt hatte nach der Pause dann die Riesengelegenheit zum 1:1. Dass der VfB trotzdem im Glück war, gehört zu diesem kuriosen Spiel. Der junge Anrie Chase hatte einen Elfmeter verursacht, den nur junge Verteidiger verursachen, er drückte Oladapo Afolayan zu ungestüm weg. Doch Eggestein knallte den Strafstoß zentral aufs Tor, Alexander Nübel blieb einfach stehen.
Weil der VfB immer offensiver werden musste, kamen die Hamburger vermehrt zu Chancen, am Ergebnis änderte sich nichts mehr. 14 Punkte nach 15 Spielen ist für den Aufsteiger ein sehr guter Ertrag. Und Sebastian Hoeneß hat offenkundig auch mit einer anderen Prognose recht: dass diese ganze Saison eine ganz komplizierte ist für den VfB.
TSG Hoffenheim – Borussia Mönchengladbach 1:2 (0:1), Tore: 0:1 Philipp Sander (23.),1:1 Andrej Kramaric (58.), 1:2 Alassane Plea (61.)
Borussia Mönchengladbach ist in dieser Saison nicht gerade als Auswärtsmacht auffällig geworden, und dieser Trend setzte sich in Hoffenheim fort. Allein: Es reichte trotzdem zum Sieg. Philipp Sander beschaffte die Führung, dann schaute die Borussia meist interessiert dabei zu, was Hoffenheim so anzubieten hatte. Das war zunächst wenig, bis Gladbachs Joe Scally Hoffenheims Alexander Prass im Strafraum foulte. Andrej Kramaric traf nach 13 torlosen Pflichtspielen mal wieder. Doch Gladbach reichte ein prompter wie brillanter Konter, Prass und Kevin Akpoguma ließen sich von Alassane Pléa austanzen. Borussia-Torwart Moritz Nicolas, der Jonas Omlin vertrat, vereitelte danach diverse Hoffenheimer Großchancen, so reichte es zum zweiten Gladbacher Auswärtssieg in dieser Bundesligasaison – fast ein kleines Vorweihnachtswunder.
SV Werder Bremen – 1. FC Union Berlin 4:1 (3:1), Tore: 1:0 und 2:0 Marco Grüll (13., 17.), 2:1 Andras Schäfer (23.), 3:1 Mitchell Weiser (45.), 4:1 Jens Stage (87.)
Bei Union sind sie bekannt dafür, die Ruhe zu bewahren. Nach ein paar sieglosen Spielen verfallen sie nicht in Panik – aber nach neun? Trainer Bo Svensson gewann zuletzt Ende Oktober, das 1:4 in Bremen reiht sich nun ein in eine Serie der Erfolglosigkeit. Dazu kommt der Feuerzeugwurf gegen Bochum und das ausstehende Urteil des DFB in der Sache. Es läuft gerade selbst nach Union-Maßstäben nicht gut.
Was den Köpenickern zusätzlich zu denken geben könnte: Bisher war vor allem die chronische Harmlosigkeit in der Offensive das Hauptproblem, gegen Bremen kassiert die Mannschaft auch noch Tore, die am Selbstverständnis der Eisernen rütteln: Marco Grüll kam zweimal zum Abschluss, ohne dass vorher ein Berliner einen soliden Zweikampf geführt hatte. Schäfers Anschlusstreffer aus dem Nichts nach starker Vorlage von Tom Rothe (ein Lichtblick und ein Spieler, den man im Auge behalten sollte) wurde durch Mitchell Weiser wieder negiert, der Außenverteidiger hätte auch schon vor der Halbzeitpause das vierte Bremer Tor erzielen können. Die zweite Halbzeit war wiederum geprägt von der Unioner Angriffsschwäche. Dass in Jens Stage der beste Bremer der vergangenen Wochen das 4:1 erzielte, passte zur Feier am Osterdeich.
Mit 17 Punkten nach 15 Spielen beginnt bei den Köpenickern folgerichtig der Abstiegskampf. Bremen hingegen bestätigt die positive Entwicklung unter Ole Werner. Die Europapokalqualifikation ist ein realistisches Ziel.
Holstein Kiel – FC Augsburg 5:1 (4:1), Tore: 0:1 Alexis Claude-Maurice (5.), 1:1 Lasse Rosenboom (12.), 2:1 und 3:1 Phil Harres (32., 35.), 4:1 und 5:1 Shuto Machino (39., 90+1.),
Ohne Frankfurts Kauã wäre Augsburgs Torwart Nediljko Labrović wohl zum prominentesten Unglücksmann des Spieltags aufgestiegen, so reichte es zu einem souveränen zweiten Rang. Kiels Phil Harres hatte nach gut einer halben Stunde den Ball aus knapp 20 Metern mittig aufs Tor geschickt, der Ball flatterte womöglich etwas, er war auch ziemlich nass dank des bewährten norddeutschen Mistwetters. Doch das entschuldigte nicht, dass sich Labrović den Ball durch die Beine faustete und damit ins eigene Tor. Kiel war spätestens da berauscht von Tagesform und Wettkampfglück, das alle Gedanken an die bislang triste Saison (fünf Punkte, Rang 17 nach 14 Spieltagen) verscheuchte. Lasse Rosenboom hatte Alexis Claude-Maurices frühe Führung ausgeglichen, Harris das 2:1 besorgt. Machino, der bereits zwei schöne Vorlagen beigesteuert hatte, zwirbelte noch vor der Halbzeit einen Freistoß zum 4:1 ins Tor und traf kurz vor Spielschluss zum 5:1. Wie hatte es Augsburgs Keven Schlotterbeck zuletzt gebündelt? „Das ist der ganze Krux an der Kacke.“